Nach einem harten Arbeitstag bist du endlich auf dem Weg ins Fitnessstudio. Im Gym angekommen, begrüsst dich ein Mitarbeiter und erzählt dir, dass es heute 50 % Rabatt auf die Proteinshakes an der Proteinbar gibt. In der Garderobe ist alles schön sauber und ordentlich. Du ziehst dich um und gehst auf direktem Weg zur Trainingsfläche. Du kannst dein Training ohne lange Wartepausen durchziehen und musst nichts an deinem Trainingsplan ändern, denn die Geräte funktionieren alle wie sie sollten. Nach dem Training gehst du kurz zur Proteinbar. Du sagst den Trainern, dass du gerne einen Proteinshake mit Schokoladengeschmack hättest und nach dem Duschen noch ein paar Fragen bezüglich deinem nächsten Trainingsplan hättest. Die Dusche ist natürlich blitzblank geputzt. Doch in der Dusche hat jemand Schampon ausgeleert. Du rutschst aus und schlägst mit deinem Hinterkopf auf dem Boden auf.
Durch den Sturz wachst du aus deinem Traum auf. Natürlich, das war ja klar. So ein gutes Fitnessstudio und mit einer solchen Betreuung gibt es in der Realität leider nicht. Spätestens beim Duschen hätte es dir klar werden sollen. Aus Eckel von den dreckigen sanitären Anlagen hast du seit Jahren nicht mehr in einem Fitnessstudio geduscht. Eine Proteinbar gibt es bei dir im Studio auch nicht, sondern nur ein überteuerter Snackautomat. Und auch der Trainingsplan kostet ja nach dem ersten Zyklus nochmals extra.
Kommt dir das bekannt vor? In diesem Text möchten wir dir einmal ein paar Beispiele geben, was in den meisten Fitnesscenter aus Sicht der Kunden falsch läuft.
Schlechte Trainer und unmotivierte Mitarbeiter im Fitnessstudio
Ich behaupte, dass es vorwiegend zwei Arten von inkompetenten Trainern gibt. Die einen sind die “Gym Bro’s”, welche nur anhand ihrer Erfahrung Menschen trainieren, aber kein allzu tiefes Verständnis der Trainingswissenschaft und des menschlichen Körpers haben. Diese sind meistens Quereinsteiger und finden es attraktiv, in einem Fitnesscenter zu arbeiten. Die zweite Sorte, die “Blender”, sind viel schwerer zu erkennen, da sie ihre Inkompetenz hinter vielen auswendiggelernten Fachbegriffen verschleiern und die zugrundeliegende Theorie nur ansatzweise verstehen. Es sind meistens Studenten, welche sich ihr Studium durch die Arbeit im Fitnessstudio finanzieren.
Es sollte selbstverständlich sein, dass ein Trainer nicht nur die Anatomie und Biomechanik hinter einer Übung verstehen, sondern diese in der Praxis mit internen und externen Hinweisen auch jemandem beibringen kann. Es bringt nichts, wenn ein “Gym Bro” selbst 200 kg Kniebeugen kann, die Übung seinem Kunden aber nicht erklären kann. Das Gleiche gilt für die “Blender”, welche die ganze Anatomie auf lateinisch auswendig können, aber selbst noch nie eine Kniebeuge gemacht haben.
Daraus folgere ich als Kunde, dass ein guter Trainer die wissenschaftlichen Grundlagen verstehen und zugleich die eigenen Erfahrungen sowie Sozialkompetenzen mitbringen muss, um seine Kunden erfolgreich zu betreuen. Der grosse Unterschied der fachlichen Kompetenz bei den Fitnesstrainern ist sicherlich multifaktoriell bedingt.
Meine Schlussfolgerung ist, dass die Qualität der Trainer sehr stark davon abhängt, wie das Personal in einem Fitnesscenter eingesetzt wird. Ein Fitnesstrainer sollte sich auf seine Hauptaufgabe fokussieren können, die Kunden zu betreuen und auch täglich die Zeit haben, sich fachlich auf dem neusten Stand zu halten. Muss ein Trainer aber während seiner Arbeit noch viele administrative Aufgaben sowie Reinigungsarbeiten ausführen, so fehlt ihm diese Zeit. Dieser Zeitmangel für dazu, dass viele Trainer sehr autoritätshörig werden und die Aussagen von ihren Cheftrainern, Sportwissenschaftlern oder Sportärzten überhaupt nicht hinterfragen und sich selbst kritisch mit den Themen oder Studien auseinandersetzen. So könnte man nämlich verhindern, dass sich “Bro Science” und Meinungen, anstelle von Fakten weiterverbreiten.
Die vielen Zertifikate und Diplome, welche man in der Fitness- und Sportbranche erwerben kann, sehe ich grundsätzlich auch nicht als Qualitätsmerkmal, da diese meistens nur die Anwesenheit / Bezahlung des Geldbetrages bescheinigen und nicht, dass die Zertifikatsinhaber das Wissen besitzen und anwenden können.
Verschiedene Arten von Fitnesscenter und ihre Geschäftsmodelle
In den letzten 10 Jahren hat sich viel in der Fitnessszene verändert. Durch den Fitnesstrend gab es immer mehr Fitnessstudios und mehr Anbieter auf dem Markt. Im Grossen und Ganzen kann man fast alle in drei Kategorien unterteilen.
1. Die grossen Fitnessdiscounter
Diese Fitnesscenter spriessen wie Unkraut aus dem Boden. Ein Studio nach dem anderen wird eröffnet und sie suchen, wenn immer möglich, die Nähe zu ihren Konkurrenten, um sich gegenseitig mit immer tieferen Preisen unterbieten zu können und schlussendlich mit der Unterstützung durch grosszügige Geldgeber die anderen Anbieter aus dem Markt drängen zu können.
Dieser ständige Preiskampf ist auf den ersten Blick gut für uns Kunden, da wir immer günstiger trainieren können. Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass die Trainer in solchen Studios meisten sehr inkompetent sind. Für einen erfahrenen Sportler wie mich, spielt das keine Rolle, da ich keine Betreuung von ihnen benötige. Für jemanden, der aber frisch mit Fitness oder Bodybuilding anfängt, ist dies aber katastrophal.
Durch die vielen umsatzorientierten Provisionsmodelle werden oft nicht die kompetentesten Trainer, sondern die Umsatzstärksten gefördert. Dies führt dazu, dass viele wichtige Stellen, wie in der Führung oder bei der Weiterbildung von vorwiegend guten Verkäufern, nicht von guten Trainern besetzt werden. Das ist zwar für das Unternehmen gut, aber nicht für dich als Kunde.
2. Die inhabergeführten Studios
Bei diesen Fitnesscentern hat man entweder Glück oder Pech als Anfänger. Auf jeden kompetenten Inhaber mit guten Trainern kommt mindestens einer, welcher keine Ahnung hat. Diese Studios sind meistens etwas teurer als die Discounter. Wenn man als Kunde ein inhabergeführtes Studio kennt, Trainer kompetent sind und man es sich finanziell leisten kann, sollte man diese unterstützen. Wir verstehen aber jeden Kunden, welcher sich in einem solchem Studio nicht wohlfühlt, da einige sehr unprofessionell sein können. Zu dieser Kategorie zählen auch die meisten Crossfit-Boxen.
Diese Studios leben oft vom Namen ihres Inhabers und ihren treuen Stammkunden. Bei einigen fragt man sich trotzdem, wie diese rentabel sein können.
3. Die Premium-Studios
In diesem Studios zahlt man meistens über 1200 CHF pro Jahr. Neben der normalen Trainingsflächen hat es noch viele andere Extras wie ein Wellnessbereich, eine Bar usw. Die Trainer sind hier zwar oft nicht viel kompetenter als in anderen Studios, aber hier besteht die grösste Chance dazu.
Wenn man gewillt ist, das 3-4-fache eines Discounterstudio zu bezahlen, dann bekommt man oft ein einigermassen gut ausgestattetes Studio, welches zwar nicht alle Wünsche erfüllt, aber immerhin die meisten.
Die Kundschaft dieser Fitnesscenter ist oft sehr zahlungsbereit. In Kombination mit den vielen kostenpflichtigen Zusatzangeboten können sich diese sehr gut finanzieren und man muss als Kunde nicht Angst haben, dass es jeden Moment Konkurs gehen könnte.
Wir sind überzeugt, es gibt auch gute Fitnesscenter, aber diese sind, wie oft bei guten Dingen, Mangelware.
Sauberkeit & Hygiene
Schon vor Corona war Hygiene wichtig, aber jetzt während der Covid-19-Pandemie ganz besonders. Eigentlich sollten saubere Duschen & Toiletten ganz normal sein, aber wie oft habe ich als Kunde schon Sanitäranlagen gesehen, die dreckiger waren als auf einem zwei-Sterne-Campingplatz in Südeuropa. In gewissen Fitnesscentern sehen die Toiletten schlimmer aus als ein Toi-Toi auf einer Grossbaustelle. Wenn die sanitären Anlagen schon am Morgen dreckiger sind als die einer Kaserne der Schweizerarmee am Abend, dann verstehe ich jeden Kunden, den es ekelt im Gym zu duschen oder auf die Toilette zu gehen.
Die Sauberkeit der sanitären Anlagen verbessert sich oft linear mit dem Preis. Das heisst, willst du im Gym duschen, gebe lieber etwas mehr Geld aus oder nimm sicher Badelatschen mit, um dich vor Fusspilz zu schützen.
Ausrüstung der Studios
Hier kann man zum Glück nichts verallgemeinern. Wichtig ist hier, einfach im Fitnessstudio ein Probetraining zu absolvieren, um zu sehen wie das Studio ausgerüstet ist. Wenn du dort schon siehst, dass viele Geräte defekt sind und es nur eine Bankdrückstation und ein Squat-Rack gibt mit einer Langhantel, dann ist das ein klares Anzeichen, dass du dir ein anderer Studio suchen solltest.
Unnötige Supplemente und Extras Verkaufen
Die Mitarbeiter im Studio wollen dir nicht nur ein Jahresabo, sondern direkt noch Personaltraining, unzählige Nahrungsergänzungsmittel und noch viele weitere Produkte verkaufen. Wenn man die Mitarbeiter aber dann nach dem Nutzen von den verschiedenen Nahrungsergänzungsmittel fragt kommen leider oft auswendig gelernte Antworten. Auf ein kritisches Nachfragen bekommt der Kunde leider oft keine konkrete Antwort. Leider passiert es auch zu oft das der Trainer der Meinung ist seine reine Funktion als Trainer sei doch Argument genug für den Kunden, da er ja der “Experte” ist. Es ist erschrecken zu sehen, dass zum Beispiel BCAAs noch immer verkauft werden oder das CBD ohne gute Wissenschaftlich Evidenz an ahnungslose Kunden verkauft wird sobald dieses im Sortiment ist. Für die Personaltrainings ist es natürlich wichtig, dass man etwas möglichst Neues und Spezielles anbietet wie zum Beispiel Neuroathletik. Auch wenn der “Nutzen” von Neuroathletik für einen Kunden fraglich ist und die meisten Neurologen nur das Kopfschütteln können beim Begriff Neuroathletik, so wird auch diese Sau durchs dorfgetrieben. Ich hoffe schwer, dass die meisten Trainer es nicht besser wissen und im guten Glauben solche “Kurse” besuchen und das ganze Konzept zu wenig Hinterfragen. Für einen Kunden sind solche “Weiterbildungen” aber ein guter Hinweis von welchem Trainer man sich fernhalten sollte.
Fazit
Für jeden Sportler sieht ein perfektes Studio anders aus. Bei Punkten wie der Hygiene, Ausrüstung der Studios und der Art von Fitnessscenter kann man als Kunde tatsächlich aktiv etwas machen und verschiedene Probetraining absolvieren, um sich das passende Gym auszusuchen. Beim Punkt der Trainingsunterstützung ist man dann aber auf die Trainer angewiesen, welche in diesem Studio angestellt sind. Denn die wenigsten Anfänger können einen guten von einem schlechten Trainer unterscheiden.